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Über die Route

Kulturelle Vielfalt

25. Juni 2017

Es stehen vier Personen am Marktplatz, jede ist anders, also über die kulturelle und religiöse Vielfalt

Polen war sowohl vor der Teilung, als auch vor dem Krieg ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen. Viele Prominente, die am polnischen kulturellen Leben teilnahmen, waren Vertreter des anderen, nicht polnischen Teils unserer Gesellschaft. Im alten Polen gab es Städte, wie z. B. Przemyśl und Włodawa, die auf der Route liegen, in denen, wenn man auf den Marktplatz kam und vier sich unterhaltende Personen antraf, man sehen konnte, dass diese Personen unterschiedliche ethnische Wurzeln und eine andere Religion hatten (Katholizismus, Judentum, griechisch-katholische Kirche, russisch-orthodoxe und armenische Kirche).

Der Zweite Weltkrieg und die Veränderungen danach führten dazu, dass das multikulturelle Polen fast aufgehört hatte zu existieren. Allerdings sind einige Spuren noch zu finden und die Fahrt am Östlichen Radweg Green Velo stellt eine wunderbare Gelegenheit dazu dar. So erinnert das Marschland an die Holländer, allein durch das bis heute bestehende, mehrfach geänderte Entwässerungssysteme. Das Ermland und Masuren entzücken durch großartige, ordentliche Städte, Städtchen und Dörfer, die von Gebäuden und Häusern, schönen Kirchen und beeindruckenden Burgen aus Backstein beherrscht werden – das sind die Überreste der Deutschen, die hier einst gelebt hatten.

In der Suwalker Region (Suwalszczyzna) – in Suwałki, Wodziłki und Gabowe Grądy – befinden sich Molennen aus Holz – es sind Gebetshäuser der Altgläubigen, d.h. einer Splittergruppe der russisch-orthodoxen Kirche, die verfolgt wurde und hierher aus weiten Teilen Russlands geflohen ist. Ein wenig weiter östlich von der Route liegt Puńsk – ein Zentrum der litauischen Minderheit und aktives Volkskunstzentrum. Die nah gelegene Kleinstadt Sejny stellt ein Beispiel für ein ehemaliges Städtchen im Osten dar, wo ein großer Teil der Bevölkerung Juden waren.

 

Eine wichtige Stadt auf der Strecke ist Białystok. Wichtig ist auch die Umgebung von Hajnówka und Białowieża, wo viele Orthodoxe leben. Hier befinden sich Gemeinden, in denen sie eine Mehrheit bilden. Doch das Zentrum des russisch-orthodoxen Kults liegt anderswo – weiter südlich, in der Region um Siemiatycze und Drohiczyn. Dort, in dem kleinen Dorf Grabarka, liegt der „Helle Berg der Orthodoxen“, zu dem Pilger nicht nur aus Polen, sondern auch jenseits unserer Ostgrenze kommen. Östlich von Białystok, in Kruszyniany – nur 20 km von dem Östlichen Radweg Green Velo entfernt, liegt eines der Zentren der polnischen Tataren. Auf der gesamten Strecke in Podlachien finden Sie eine Reihe von Spuren der einst sehr großen jüdischen Gemeinde wieder (in dieser Hinsicht ist die Stadt Tykocin unübertroffen).

 

Der zentrale Teil des Östlichen Radwegs Green Velo stellt eine echte Fortsetzung der „Festspiele der Vielfältigkeit“ dar.  Das Land um Lublin, entlang des Flusses Bug, birgt wahre Schätze: eine malerisch am Fluss gelegene russisch-orthodoxe Kirche in Jabłeczna, die weltweit einzigartige neuunische Gemeinde des byzantinisch-slawischen Ritus mit der historischen St.-Nikita-Kirche in Kostomłoty oder der einmaligen Wallfahrtskirche der Heiligen Maria in Kodeń. Schließlich gibt es drei außergewöhnliche, multikulturelle Städte: Włodawa, Chełm und Szczebrzeszyn, in denen das gesellschaftliche Leben jahrhundertelang polnisch, jüdisch oder ruthenisch gewürzt wurde. Die Ergänzung dieses multikulturellen Bildes der Strecke bei Lublin stellen armenische Mietshäuser in Zamość und ein Tatarenfriedhof in Zastawek dar.

Dann führt der Östliche Radweg Green Velo durch das Karpatenvorland, durch eine Region mit einigen Dutzend orthodoxen Holzkirchen, die seit mehreren Jahrhunderten Zentren der Dörfer und Städtchen waren. Wir treffen sie in den Tiefebenen in der Region Lubaczów und Horynieć sowie zwischen den Hügeln des Przemyski-Vorgebirges (Pogórze Przmyskie) an. Doch die Perle dieser Region stellt die Stadt Przemyśl dar. Die emporstrebenden Türme der Kirchen erheben sich bis zum Himmel. Dort werden bis heute Gebete in der polnischen und der kirchenslawischen Sprache gesprochen. 

Schließlich erreicht der Weg die Woiwodschaft Heiligkreuz, die zum Thema der Multikulturalität auch eine Menge zu sagen hat. Es genügt Orte wie Szydłów oder Chmielnik zu besuchen, um zu spüren, wie in den alten Synagogen die Erinnerungen an ehemals dort lebende Juden gepflegt wurden. Beim Besuch in Pińczów oder Raków können Sie die Geschichte der polnischen Arianer kennenlernen und die wenigen Erinnerungsstücke an sie sehen. Natürlich dürfen wir an dieser Stelle die katholischen Sehenswürdigkeiten nicht vergessen, wie die berühmte Wallfahrtskirche in Heiligkreuz, die gotische Kathedrale mit der prächtigen, byzantinisch-ruthenischen Polychromie in Sandomierz, das ehemalige Zisterzienserkloster in Koprzywnica, die barocke St.-Josephs- Stiftskirche in Klimontów oder die aus dem 12. Jahrhundert stammende Kathedrale in Kielce.

 

 

Rozwój Polski Wschodniej Europejski Fundusz Rozwoju Regionalnego

Projekt współfinansowany przez Unię Europejską ze środków Europejskiego Funduszu Rozwoju Regionalnego w ramach Programu Operacyjnego Rozwój Polski Wschodniej 2007-2013